Welche Berufe durch Künstliche Intelligenz bedroht sind?
- Nico Dudli
- 16. Feb.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. März
Künstliche Intelligenz (KI) ist schon heute in der Lage, anspruchsvolle Aufgaben zu übernehmen, die früher viel menschliche Arbeitskraft erforderten. Auf Basis der Studien OECD (2023), Zukunftssichere Berufe? (2024) und WEF Future of Jobs Report (2025) werfen wir einen Blick darauf, welche Berufe konkret als besonders gefährdet gelten, welche neuen Rollen sich abzeichnen und welche tieferen Entwicklungen hinter diesen Trends stehen.
Keine Zeit? Dann wirf einen schnellen Blick in unser FAQ. Dort findest du die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Warum KI den Arbeitsmarkt verändert
Automatisierung von Routineaufgaben
Datengestützte Prozesse: KI-Systeme bearbeiten grosse Datenmengen schneller und kosteneffizienter, wodurch Tätigkeiten wie Rechnungsprüfung, Vertragsmanagement oder Steuerberechnungen stark automatisiert werden.
Beschleunigte Innovation: Laut OECD (2023) holen vor allem grosse Konzerne schnell auf. Sobald die KI in Pilotprojekten bessere Ergebnisse liefert, folgt eine rasche Skalierung im gesamten Unternehmen.
Effizienz und Kostenersparnis
Wachsender Druck auf Personalkosten: Sobald KI-Systeme zuverlässig laufen, schrumpft der Bedarf an Mitarbeitenden in standardisierten Tätigkeiten. Die Studie Zukunftssichere Berufe? (2024) macht darauf aufmerksam, dass sich die Schweiz mit ihren vielen KMU zwar etwas langsamer anpasst als Grosskonzerne, der Trend aber „unaufhaltsam“ sei.
Komplexere Entscheidungsprozesse: In Branchen wie Finanzen oder Versicherungen ersetzen KI-Algorithmen immer häufiger große Analystenteams. Die dortigen Mitarbeiter übernehmen vermehrt nur noch Endkontrollen und Ausnahmen – ein klarer „Upgrading“-Effekt.
Veränderte Rollen
Mensch als Konfigurator: KI erfordert Prompt Engineering, Datenaufbereitung und regelmäßiges Training. Menschen in betroffenen Abteilungen werden zu Kontrolleuren, Strategen und Entscheidern, während die KI einen grossen Teil der ausführenden Aufgaben übernimmt.
Neue Berufe: Angefangen bei „KI-Ethiker“ über „Data Analyst“ bis zu „KI-Strategieberater“ entstehen neue Rollen, die das Zusammenspiel von KI-Systemen und menschlichen Entscheidungen gestalten. Wer mehr über mögliche Jobprofile erfahren möchte, findet unter anderem hier einen Überblick zu aufstrebenden KI-Berufen.
Liste gefährdeter Berufsfelder
Hier eine erweiterte Aufzählung, die alle Berufe zusammenfasst, welche in den drei Studien (OECD, Zukunftssichere Berufe?, WEF) als besonders gefährdet oder stark transformierbar eingestuft werden.
Berufsfeld | Beispiele / Tätigkeiten | Grund für Bedrohung | Alternative Rolle / Zukunftschance |
---|---|---|---|
Sachbearbeitung & Bürokaufleute | Verwaltung, Formularwesen, einfache Dateneingaben | Stark standardisierte Prozesse, KI-Tools erledigen Routineaufgaben schneller | Spezialisierung auf Prozessoptimierung, vertiefte Kundenbetreuung |
Kundensupport & Callcenter | Bearbeitung von Standardfragen, Telefon-Hotlines | Chatbots und Sprach-KI (NLP) übernehmen rund um die Uhr, reduzieren Bedarf an Mitarbeitenden | Spezialisierung auf komplexe Fälle, KI-Training, Qualitätskontrolle |
Buchhaltung & Steuerberatung | Datenerfassung, Steuererklärungen, Buchungsprozesse | KI-Software automatisiert Datenerfassung und Berechnungen | Vertiefte Finanzberatung, KI-gestützte Analysen (z. B. Steueroptimierung) |
Rechtsanwälte & Vertragsprüfer | Vertragsprüfung, Standard-Jurisdiktion (z. B. AGB, Arbeitsverträge) | KI durchsucht Dokumente nach Klauseln und Risiken in Sekunden | Spezialisierung auf komplexe Rechtsfälle, KI-basierte Gutachten und Compliance-Fragen |
Unternehmensberater & Analysten | Marktanalysen, Auswertung grosser Datenmengen, Erstellung von Standardpräsentationen | Generative KI liefert Handlungsempfehlungen und strukturiert riesige Datenvolumina sehr schnell | Fokus auf Strategieentwicklung, Verhandlungsführung, KI-Supervision |
Marketing & Social-Media-Spezialisten | Kampagnenplanung, Content-Erstellung, Social-Media-Management | KI generiert Texte, Bilder, Videos sowie kundenspezifische Werbeanzeigen automatisiert | Kreative Markenführung, strategische Kampagnenplanung, Konfiguration und Prompting von KI |
(Einfache) IT-Dienstleistungen | Softwaretests, einfache Support-Anfragen, Ticketing | KI kann Tests automatisiert durchführen, Fehlertickets teils eigenständig bearbeiten | Wechsel in komplexe IT-Rollen (z. B. Security, KI-Entwicklung), Qualitätssicherung |
Versicherungsangestellte | Schadensfallbearbeitung, Vertragsverwaltung, Policenprüfung | KI beurteilt Risiken, erstellt Angebote und verarbeitet Schadensfälle automatisiert | Beratung bei komplexen Versicherungsfällen, Entwicklung neuer Versicherungsprodukte |
Klassische Personaladministration | Pflege von Personalstammdaten, Erstellen standardisierter Arbeitsverträge, Lohnverarbeitung | KI-basierte HR-Systeme übernehmen Datenerfassung, automatisches Recruiting & Onboarding | Spezialisierung auf Personalentwicklung, komplexe Organisations- und Change-Management-Themen |
Administrative Assistenz & Sekretariat | Terminverwaltung, Protokollführung, Ablage, Büromanagement | Automatisierte Kalender-/E-Mail-Systeme und Chatbots reduzieren Bedarf an Assistenz | Ausbau zum Office-Management, Projektkoordination, Schnittstellenfunktion |
Bankkaufleute & Bank-Schalterpersonal | Beratung am Schalter, einfache Transaktionen, Geldein- und Auszahlungen | Digitale Banking-Plattformen und KI-gestützte Chatbots, Reduzierung klassischer Filialen | Spezialisierung auf Finanzprodukte (z. B. Anlageberatung) oder KI-gestütztes Risikomanagement |
Datenerfassung & Dateneingabe | Manuelles Übertragen, Archivierung und Sortierung von Daten | KI und RPA (Robotic Process Automation) übernehmen repetitives Kopieren und Eintragen | Qualitätskontrolle, Pflege komplexer Datenstrukturen, Datenmanagement |
Studien-Hinweis: Im WEF Future of Jobs Report (2025) werden genau diese „Clerical and Secretarial Workers“ als besonders rückläufig eingeschätzt (das deckt sich mit der Liste oben). Aus Schweizer Sicht (Studie „Zukunftssichere Berufe?“) sind Bürokräfte und einfache IT-Dienstleistungen stark bedroht.
Zusätzliche Erkenntnisse aus den Studien
OECD (2023) – Artificial Intelligence and the Labour Market
27 % der aktuellen Jobs weisen laut OECD hohes Automationsrisiko auf.
Grösse des Unternehmens entscheidet häufig über die Geschwindigkeit der KI-Einführung. Grosse Firmen haben mehr Kapital, um KI-Pilotprojekte zu realisieren. KMU folgen verzögert, sind dann aber oft gründlicher in der Umsetzung.
Training und Weiterbildung werden als zentrale Herausforderung identifiziert: Nur wenige Beschäftigte erhalten systematische Schulungen zu KI-Tools, obwohl das Feedback zeigt, dass gut geschulte Arbeitnehmer die Produktivität massiv steigern können.
Zukunftssichere Berufe? (2024) – Schweizer Fokus
Schweizer Arbeitsmarkt: 34 Mrd. CHF Investitionen in ICT und KI-Lösungen (2022). Ein Drittel aller Ausrüstungsinvestitionen floss somit in Technologie.
KMU-Struktur: Die Studie nennt als Grund, warum administrative Berufe stark unter Druck geraten, die hohe Dienstleistungsquote in der Schweiz.
Aussagen der Befragten: Viele Beschäftigte stehen KI zwiespältig gegenüber; je intensiver die Nutzung, desto grösser auch die Sorge um den Arbeitsplatz.
WEF Future of Jobs Report (2025)
Prognosen bis 2030: Erwartet wird ein netto Jobzuwachs von 7 % – jedoch bei hoher Verschiebung (14 % der Stellen neu, 8 % fallen weg).
Skill-Instabilität: Rund 39 % der heutigen Skill-Sets werden sich bis 2030 verändern. Menschen in betroffenen Berufen sollten sich auf stetige Weiterbildung einstellen.
Treiber der Veränderung: Neben KI zählen laut WEF auch steigende Lebenshaltungskosten, Energie- und Klimawandel sowie Demografie zu maßgeblichen Faktoren, die den Arbeitsmarkt beeinflussen.
Warum diese Berufe?
Faktor | Beschreibung |
---|---|
Hoher Standardisierungsgrad | Je klarer ein Arbeitsablauf strukturiert ist, desto eher kann ein Algorithmus ihn abbilden und automatisieren. Versicherungen, Buchhaltung oder Personalverwaltung basieren oft auf wiederholbaren Prozessen. |
Grosse Datenmengen | Bereiche wie Bankwesen oder Marketing analysieren riesige Datensätze. KI-Systeme erkennen Muster, schlagen Optimierungen vor und können viele klassische „Analyse-Jobs“ ersetzen oder reduzieren. |
Kosten- und Effizienzdruck | In „Zukunftssichere Berufe?“ (2024) wird erwähnt, dass Unternehmen den Personalkostenanteil schnell senken, sobald KI-Lösungen stabil funktionieren. So entstehen teils radikale „Rationalisierungswellen“, insbesondere bei Großkonzernen. |
Meine Meinung: Die „klassische“ Verwaltungsschicht – egal ob im Büro, in der Finanzwelt oder bei Versicherungen – steht vor einem radikalen Wandel. Es ist aber nicht alles verloren: Menschliche Kreativität und Empathie sind nach wie vor nicht trivial zu automatisieren.
Regionale Unterschiede im KI-Einsatz
Zwar steht die Schweiz laut Zukunftssichere Berufe? (2024) vor einem starken Strukturwandel, doch ein OECD-Vergleich zeigt, dass andere Länder teils anders auf die KI-Revolution reagieren:
Skandinavische Staaten: Fördern aktiv die Weiterbildung ihrer Beschäftigten in Data Literacy und KI-Grundlagen.
USA: Tech-Giganten treiben KI rasant voran, während kleinere Unternehmen oft noch zögern.
Asien (z. B. Singapur, Südkorea): Investieren massiv in KI-Forschung und ziehen internationale Talente an, was die Veränderungen am Arbeitsmarkt weiter beschleunigt.
Diese Vielfalt verdeutlicht, dass sich der KI-Einfluss unterschiedlich auswirkt – abhängig von Bildungsinitiativen, Investitionen und dem Stellenwert, den Innovation in der Gesellschaft einnimmt.
Vom Ausführen zum Steuern der KI
Bisherige Rolle | Zukünftige Rolle |
---|---|
Manuelle Datenerfassung | Überwachung KI-gestützter Tools, Datenqualität kontrollieren |
Sachbearbeitung (Abwicklung Versicherungsfälle) | Komplexe Schadensermittlung, Beratung in Spezialfällen |
Büroassistenz (Terminkoordination, Ablage) | Projektkoordination, Schnittstelle zwischen Abteilung und KI-Systemen |
Studien-Fazit: Die Mehrheit der Jobs wird nicht ersatzlos verschwinden, sondern sich verändern. Wer sich weiterbildet und KI aktiv nutzt, rückt in komplexere Rollen auf, in denen menschliche Kompetenzen (Empathie, Problemlösung) gefragt sind.
Was tun, um relevant zu bleiben?
Punkt | Inhalt |
---|---|
Weiterbildung in digitalen Kompetenzen | - Prompt Engineering: KI-Systeme passgenau steuern und trainieren - Datenanalyse & KI-Grundlagen: Verstehen, wie Algorithmen Entscheidungen treffen und Ergebnisse interpretieren - Cybersecurity: Mehr digitale Tools bedeuten höheren Bedarf an IT-Sicherheit |
Soft Skills stärken | - Empathie & Kommunikation: Bleiben unersetzbar in Kundenkontakt und Teamführung - Innovationsfähigkeit: Kreative Verknüpfungen von KI und menschlichen Stärken finden - Projekt- & Change-Management: Resilienz und Anpassungsfähigkeit laut WEF (2025) Schlüsselqualitäten in dynamischen Märkten |
Proaktiv Pilotprojekte anstossen | - Testphasen: KI-Tools im kleinen Rahmen ausprobieren, Erfahrungen sammeln und im Team vorstellen - Vernetzung: Austausch mit KI-Experten, Nutzung von internen Meetups und Online-Communities - Mentoring & Reverse Mentoring: Jüngere Mitarbeitende unterstützen Ältere bei KI-Themen und umgekehrt bei Branchenerfahrung & Soft Skills |
Wer tiefer in die praktische Anwendung von KI einsteigen möchte, findet in unserem Beitrag zu KI-Agenten eine Einführung, wie solche Systeme im Alltag automatisierte Aufgaben übernehmen können.
Chancen und Risiken
Chancen
Kosteneinsparung & Produktivität: Unternehmen profitieren von KI-Einsatz, was zu Gewinnsteigerungen führen kann.
Neues Skill-Profil: Datenanalyse, KI-Überwachung, ethische Richtlinien – Felder, in denen Fachkräfte gefragt sind.
Mehr Fokus auf menschliche Stärken: Kreative Ideen, Verhandlungsführung, Empathie, kritisches Denken.
Risiken
Jobverlust: Personalabbau droht, sobald KI „ausgereift“ ist.
Ungleichheit: Hochqualifizierte profitieren, während einfache Tätigkeiten verschwinden (laut WEF (2025) kann dies zu einer Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt führen).
Ethische Grauzonen: KI kann verzerrte Muster lernen. Die OECD (2023) warnt vor Diskriminierung und mangelnder Transparenz. Wer haftet bei Fehlentscheidungen?
Fazit
Künstliche Intelligenz ersetzt nicht einfach den Menschen, sondern redefiniert unsere Arbeitsprozesse. Wer in einem der oben genannten Berufe arbeitet, sollte sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen. Gleichzeitig bietet der KI-Boom Chancen für jene, die sich weiterentwickeln und aktiv gestalten wollen.
Die Studien der OECD (2023), Zukunftssichere Berufe? (2024) und WEF (2025) zeigen, dass besonders administrative, standardisierte und datenintensive Tätigkeiten gefährdet sind.
Routineaufgaben lassen sich automatisieren, komplexe Beratung bleibt jedoch (noch) menschliches Terrain.
Weiterbildung, Spezialisierung und der richtige Umgang mit KI-Tools werden entscheidend sein, um in der neuen Arbeitswelt erfolgreich zu bleiben.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Sind wirklich alle Berufe gleich stark betroffen?
Nein. Studien wie von der OECD (2023) zeigen, dass besonders administrative, standardisierte und datenintensive Tätigkeiten gefährdet sind. Andere Bereiche, die kreative oder zwischenmenschliche Fähigkeiten erfordern, bleiben deutlich sicherer.
Was kann ich konkret tun, um meinen Job zu sichern?
Weiterbildung (z. B. in Datenanalyse, KI-Grundlagen oder Prompt Engineering)
Soft Skills stärken (Kommunikation, Projektmanagement, Empathie)
Pilotprojekte mit KI anstossen und erste Erfolge innerhalb des Unternehmens präsentieren
Ist KI unfehlbar?
Nein, KI kann Fehler machen. Deshalb betonen alle drei Studien (OECD, Zukunftssichere Berufe?, WEF), wie wichtig menschliche Kontrolle und ethische Richtlinien sind, um Diskriminierung und falsche Entscheidungen zu vermeiden.
Wer trägt die Verantwortung bei KI-Fehlentscheidungen?
Das ist derzeit noch oft ungeklärt. Laut OECD (2023) müssen Gesetzgeber und Unternehmen gemeinsam haften und klare Regeln schaffen. Mitarbeiter bleiben involviert, weil sie KI-Systeme trainieren und überwachen.
Lohnt es sich umzuschulen, wenn ich in einem gefährdeten Beruf arbeite?
Das hängt von den individuellen Zielen ab. Eine Kombination aus Spezialisierung (z. B. komplexe Fälle in der Versicherungsbranche) und digitalen Kompetenzen (z. B. KI-gestützte Finanzberatung) ist laut WEF (2025) häufig sinnvoller als ein kompletter Branchenwechsel.
Wo finde ich seriöse Weiterbildungsangebote?
Online-Plattformen wie Coursera, Udemy oder LinkedIn Learning
Interne Firmenprogramme (z. B. Pilot-Teams, Schulungen)
Hochschulen und Fachschulen (z. B. CAS-Programme in KI oder Datenanalyse)
Quellen und Verweise zum Download
OECD (2023): OECD Employment Outlook 2023: Artificial Intelligence and the Labour Market
Zukunftssichere Berufe? (2024): Wie künstliche Intelligenz den Schweizer Arbeitsmarkt verändert.
WEF (2025): Future of Jobs Report 2025
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